Ausgezeichnet für beispielhaftes Bauen durch die Architektenkammer Baden-Württemberg 2009
Die Jury-Begründung:
Das Gebäude setzt auf selbstbewusste Weise einen markanten Akzent in der umgebenden Villenbebauung. Dabei gliedert die Ausbildung der Flügel um einen offenen Innenhof das Gesamtvolumen des Baukörpers wohltuend. Interessante Blickbezüge verknüpfen Innen und Außen. Der in Fassade, Hofbelag und Einfriedung konsequent eingesetzte Klinker unterstützt diesen Eindruck zusätzlich. Sichtbeton, Holz und Glas gliedern und strukturieren die inneren Räume. Sämtliche Arbeiten zeugen von hoher Sorgfalt im Detail. Die Architektur besticht durch das Zusammenspiel von Gestalt, Materialität und Verarbeitung und besitzt hohe ästhetische Qualität.
Eigenständig und selbstbewusst integriert sich der Neubau in die gründerzeitliche Villenstruktur des Stadtrands. Die Straßenkanten wurden aufgenommen, das Bauvolumen in zwei schlanke Scheiben geteilt, um einerseits die Maßstäblichkeit der Umgebung gegenüber zu wahren.
Andererseits wird durch eine leichte Aufweitung des Grundrisses eine geschützte aber dennoch offene Hofsituation geschaffen. Entgegen der funktionalen Bestimmung wird die Typologie „Bürogebäude“ bewusst vermieden. Sowohl die Materialität, als auch Grundriss- und Volumendisposition verlassen die typologischen Grenzen und streben einen der umliegenden Wohnbebauung adäquaten Charakter an, der sich als Hofhaus manifestiert. Dazu trägt die lebhafte Oberfläche der Torfbrandziegel bei, die nicht nur als Fassadenstein, sondern auch zur Pflasterung der Hofflächen und für die umfassenden Grenzmauern verwendet sind.
© 2009 Architektenkammer Baden-Württemberg
Das Gebäude – Bildergalerie
Der Neubau sollte auch den Stil der Anwaltskanzlei charakterisieren. Klare Scharfkantigkeit, transparent, hell und modern mit der Möglichkeit zur flexiblen Gestaltung, um auch Veränderungen Rechnung tragen zu können. Dies verdeutlicht auch die kubistische Bauvolumina. Mit der modernen Architektur hat die Anwaltskanzlei – die sich auch umfangreich mit Baurecht beschäftigt – Akzente gesetzt. Im übertragenen Sinne gilt dies auch für den Stein, jeder Stein, d.h. auch jeder Fall, ist ein Unikat. Markant zeichnen sich hierzu die großen Lärchenholzfenster und der Eichenboden ab, die dem Gebäude eine besondere Note geben. Durch die Nutzung von Erdwärme und einen hohen Isolierungswert des Gebäudes wird auf fossile Brennstoffe wie Gas und Heizöl nicht zurückgegriffen. Der Klinkerstein hat seinen Charme und eigenen Reiz und zeigt diesen bei vielfältigen Lichtsituationen. Die Wahl des Steines fiel ganz bewusst auf einen blau-violetten Stein mit fast glasartiger Oberfläche. Nicht nur die ästhetische Qualität des Materials überzeugt, sondern auch dessen Langlebigkeit. Der gebrannte Stein gilt quasi als unverwüstlich. Wind und Wetter kann regelrecht dagegen peitschen, der Backstein hält dies alles aus.
Anders als bei einer verputzten Wand mit Wärme-Verbund-System zieht die Feuchtigkeit auch bei langer und ständiger Belastung nicht in die Wand. Der Vorteil liegt auf der Hand: Keine braunen, grünen oder schwarzen Flecken, keine Algen, die sich an der nassen Hauswand entwickeln. Zwar ist eine Backsteinwand zunächst teurer als eine Putzfassade, wobei der Kostenfaktor vor allem die Verarbeitung ist, da Stein auf Stein zu mauern eben längere Zeit in Anspruch nimmt. Dafür aber entfällt die spätere Sanierung. Mit dem Dampfstrahler bearbeitet sieht die Fassade auch nach vielen Jahrzehnten noch aus wie neu.
Die Robustheit des Mauerwerks ist der eine, die gute Energieeffizienz der andere Vorteil, der gerade in der heutigen Zeit besonders hervorzuheben ist. Die Wärmedämmung steckt im Inneren der Ziegelmauer – zwischen der Fassade und der Innenraumwand. Die Klimabilanz der Backsteinbauten fällt deutlich besser aus als bei Glas-Stahl-Gebäuden.
Nachdem das Gebäude 2006 fertig gestellt und von der Anwaltskanzlei bezogen wurde, hat man sich auch bewusst für die Gestaltung des Innenhofes in Klinkerstein entschieden, um den Eindruck einer Gesamtskulptur noch zu untermauern. Derzeit ist der Naturstein sehr gefragt und erlebt eine Renaissance. Mit dem ästhetischen Reiz der gebrannten Steine spielen zwischenzeitlich zahlreiche Architekten im In- und Ausland. So auch das Planungsbüro Harter und Kanzler, die in Absprache mit der Bauherrschaft den Stein mit großem Erfolg eingesetzt haben. Für die Architekten liegt der Reiz des Steines, hergestellt aus Wasser und Erde in seiner lebendigen farbenfrohen inhomogenen Optik. Nie wirkt die Ziegelmauer wie eine monochrome Fläche. Den maßgeblichen Anteil haben daran nicht zuletzt das Fugenbild und die gewählte Steinsorte.
Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die Fuge durch Vertiefung sich deutlich vom Stein absetzt, sodass jeder Stein für sich wirkt. Kontrast war gefragt, nicht Homogenität. Das fertig gestellte Gebäude hinterlässt einen so guten Eindruck, dass selbst die anfänglich durchaus bestehende Kritik verstummt ist. Die individuelle Optik der einzelnen Ziegel gibt dem Gebäude gerade seinen besonderen Charakter und Reiz.
Moderne offene Steinskulptur
Im südlichen Schwarzwald, in unmittelbarer Nähe zu Freiburg, befindet sich die Anwaltskanzlei Dr. Willi Thoma und Partner PartG mbB, die u.a. auch auf baurechtliche Fragen spezialisiert ist. Die Kanzlei hat bewusst selbst einen architektonischen Akzent mit dem 2006 fertig gestellten Gebäude gesetzt. Ein Gebäude, das nicht nur im übertragenen Sinne – da es eine Anwaltskanzlei beherbergt – Sturm und unruhigen Zeiten trotzt.
Klinkerstein gilt als robust und wetterfest. Von der Bauherrschaft wurde dieser gebrannte Tonziegel nicht nur aus pragmatischen Gründen gewählt. Üblicherweise dominieren rote Klinkerfassaden das Bild der Städte vor allem zwischen Nord- und Ostseeküste bis hin zum Ruhrgebiet. Doch zwischenzeitlich ist dieser Baustoff auch in anderen Regionen kein Fremder mehr, verleiht er doch dem jeweiligen Gebäude einen ganz eigenen Charme und Glanz.